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Ägypten, warum überhaupt und warum gerade jetzt?

Eine Bekannte von mir schrieb mir angesichts der jüngsten politischen Unruhen am Nil kürzlich:  “Vergesst Ägypten!“

Ich schrieb ihr im wesentlichen nur ein Wort zurück „Niemals!“.

Für viele europäische Tauchbegeisterte ist das Rote Meer zwischen der Insel Sinai und der sudanesischen Grenze die Urlaubsdestination Nr. 1 und dies auch aus einigen guten Gründen:

Die besonders farbenprächtigen Korallenriffe und die Vielzahl ihrer Bewohner machen aus den meisten der dort durchgeführten Tauchgänge ein echtes Happening. Etwas Vergleichbares an traumhaften Sichtweiten und kunterbunter Vielfalt im Wasser findet man bestenfalls in einigen Regionen der Karibik, dem indischen Ozean oder der Südsee, natürlich nur wenn einem die deutlich höheren Reisekosten und quälend lange Flugreisen nichts ausmachen. 

Das Wetter dort ist praktisch immer ideal für Bade-und Tauchurlauber und die Sonne ihr ständiger Begleiter. Im Augenblick schaut Mallorca hingegen auf den härtesten Winter seit über 50 Jahren zurück, mit heftigen Schneefällen und echter Weihnachtsromantik. Selbst auf den Kanaren windet es bisweilen so heftig, dass man Gefahr läuft sich im T-Shirt zu erkälten. Am südlichen Roten Meer gabs bisher dagegen für mich zu jeder Jahreszeit, selbst Ende Februar oder im  November, Schönwettergarantie mit Wassertemperaturen zwischen 24 und 30 Grad!

Mein letzter Besuch lief wie folgt ab:

Ich erreichte den Flughafen von Marsa Alam, wie üblich am späten Nachmittag. Ich erlebte dieselben, teilweise mürrisch dreinblickenden „Zollabfertiger“ wie jedes Jahr. Ich erhielt mein Gepäck, wie üblich, zügig und vollständig am Belt. Mein Transfer erwartete mich, wie üblich, vor dem Flughafeneingang und fuhr mich mit gewohnter Zügigkeit (Schueia minfadlak! – langsamer bitte!) runter zum „Camp“. Keine Spur von Protesten, keine Großdemos mitten in der Wüste (Wer sollte sich dort auch versammeln ???), keine brennenden Barrikaden oder panisch aus den Hotels fliehende Touristen. Business as usual. Mit einer kleinen Ausnahme vielleicht – es waren deutlich weniger Touristen dort untergebracht als zu dieser Jahreszeit üblich. Das machte sich sowohl in den Resorts als auch an den Tauchplätzen bemerkbar. Dies hatte wiederum zur Folge, dass ich selbst am Hausriff nun regelmäßig beim Tauchen zutrauliche Adlerrochen und einmal sogar zwei Delfine zu sehen bekam, die sich ebenso unbeeindruckt von den Vorgängen in Kairo zeigten, wie alle anderen Locals.

Mit einer Mischung aus Bedauern und Belustigung schrieb ich also soäter in den Urlaubsbericht im Taucher.net, dass das Rote Meer für mich, im Jahre der Revolution, noch nie besser gewesen war. Nichts desto trotz dümpeln die Besucherzahlen auch weiterhin im Keller, was auch auf der jüngsten Bootmesse in Düsseldorf auffällig wurde. Das Interesse an Ägypten bleibt bei den sicherheitsbewußten Urlaubern nach wie vor aus. Ganz ehrlich: Die Autofahrt zum Düsseldorfer Flughafen erscheint mir um einiges riskanter als ein Aufenthalt am Rande der Wüste am A... der Welt, insbesondere dann, wenn wieder mal ein Vertreter dieser „Herr der Ringe“ oder „Aus Freude am Fliegen“-Fraktion meint, mich mit über 200 Sachen auf der Bahn schneiden zu müssen.  

Also, wer immer mich fragen sollte, warum ich gerade JETZT in Ägypten Urlaub mache, dem kann ich nur gelassen erwidern:

„JETZT ERST RECHT!“